Natur und Ort im Osterzgebirge

 

 

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Glashütte ist eine Kleinstadt im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in Sachsen und insbesondere für die dort ansässigen Uhrenmanufakturen weltweit bekannt.

Die Entstehung des Ortes und sein Name gehen vermutlich auf eine Glashütte zurück, wobei der noch 1493 erwähnte Flurname Glasberg für den Standort heute nicht mehr existiert. Nach der Zerstörung durch die Hussiten 1429 wurde der Ort 1443 als wüstes Dorf mit zwei Eisenhämmern bezeichnet und 1445 erstmals als Glaßehutte urkundlich erwähnt. Nach dem Fund von Silbererz um 1490 nahm Glashütte einen schnellen wirtschaftlichen Aufschwung. Im Jahr 1506 verlieh der sächsische Herzog Georg dem Ort Glashütte das Stadtrecht. Glashütte lag im Amt Altenberg.

Bergbau

 
Ruine der übertägigen Grubenanlagen der „St. Christoph Fundgrube“ am Hang des Müglitztales (1929)

Bereits vor der Entdeckung von Silbererzvorkommen bestanden um 1429 zwei Hämmer bei Glashütte, die auf Eisenerz-Bergbau schließen lassen. Das spätere Glashütter Bergbaurevier erstreckte sich unmittelbar nördlich der Stadt bis nach Cunnersdorf. Vereinzelte und relativ unbedeutende Gruben befanden sich im Brießnitz- und Müglitztal. Die Entdeckung von Erzvorkommen ist wahrscheinlich in das Jahr 1490 zu datieren, da es bereits 1491 und 1493 zur Verkündung der Bergordnung von Glashütte kam. 1502 wird die erste Hütte des Ortes erwähnt und 1506 wird Glashütte zur Bergstadt erhoben. Allerdings waren die Silbererträge im Vergleich zu anderen Bergbauregionen des Osterzgebirges eher gering. Daher blieben Investitionen für den Bergbau aus und Glashütte verfiel in den Nimbus einer „armen Bergstadt“. Während des Dreißigjährigen Krieges kam der Bergbau fast völlig zum Erliegen. Um 1650 und sehr viel später um 1787 gab es nennenswerte Versuche zur Neubelebung des Bergbaues. Aus dieser Periode sind die Bergebäude „Israel-“, „St. Jacob-“, „Heilig Geist-“, „Neue Hoffnung-“, „Hilfe Gottes-“, „Apostel-“ und „St. Blasius-Stolln“ sowie die „St. Christoph Fundgrube“ zwischen Johnsbach und Bärenhecke nennenswert. 1875 wird der Bergbau bei Glashütte aus Rentabilitätsgründen endgültig eingestellt. Bergamtliche Dokumente belegen für den Zeitraum zwischen 1525 und 1875 ein Metallausbringen von ca. 10 t Silber und ungefähr 150 t Kupfer aus insgesamt 140 Einzelgruben.[6]

Uhrenindustrie

Anfang

 
Denkmal für Ferdinand Adolph Lange
 
Stammhaus A. Lange & Söhne

Im Jahr 1845 ließ sich als erster Uhrmachermeister der Sachse Ferdinand Adolph Lange in Glashütte nieder. Er folgte damit einem Aufruf der königlich-sächsischen Regierung, von der er 7.800 Taler Anschubfinanzierung erhielt. Lange begann mit der Ausbildung der ersten Uhrmacher. Trotz erheblicher Anfangsschwierigkeiten wurde ab etwa 1875 die Uhren- und Feinmechanische Industrie zum wirtschaftlichen Rückgrat der Stadt. Bekannte Firmen waren:

Einen hohen Bekanntheitsgrad erreichten neben Präzisions-Taschenuhren die Beobachtungsuhren und Schiffschronometer für die Marine und Luftwaffe von A. Lange & Söhne, sowie die Fliegerchronographen der Marke Tutima, deren Hersteller UFAG bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs seinen Sitz in der Uhrmacherstadt Glashütte hatte und danach im VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) aufging.

Noch am letzten Tag des Zweiten Weltkriegs (8. Mai 1945) wurde Glashütte von sowjetischen Fliegern bombardiert und teilweise zerstört. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Glashütter Uhrenhersteller von der sowjetischen Besatzungsmacht enteignet und die Glashütter Uhrenfertigung ab 1951 in einem Gesamtbetrieb VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) zusammengefasst. Die einzelnen Glashütter Uhrenmarken verschwanden vom Markt. Die Markenrechte verblieben beim VEB GUB, sie wurden aber nicht genutzt. Glashütter Uhren wurden nun in großen Serien industriell hergestellt, galten jedoch auch in dieser Zeit aufgrund ihrer höherwertigen Konstruktion als die wertvolleren Zeitmesser, etwa im Vergleich zur Massenware der Uhrenwerke Ruhla. Bekannte mechanische Automatikuhrwerke des VEB GUB waren die „Spezimatic“ (1960–1978), gefolgt von der „Spezichron“ (1978–1985); danach ging der Anteil der mechanischen Uhrwerke stark zurück und es wurden überwiegend Quarzuhren gebaut.

Gegenwart

Bekannte Uhrenfirmen bzw. -marken, die nach 1990 unter Nutzung alter Markennamen neu gegründet wurden oder aus dem ehemaligen VEB Glashütter Uhrenbetriebe entstanden, sind:

  • A. Lange & Söhne, eine der beiden prestigeträchtigsten Uhrenmarken (zum Schweizer Richemont-Luxusgüterkonzern, zuvor zu VDO-Mannesmann), welche ausschließlich mechanische Armbanduhren im Luxussegment herstellt
  • Glashütte Original, die zweite der beiden prestigeträchtigsten Uhrenmarken, welche ebenfalls ausschließlich mechanische Armbanduhren im Luxussegment herstellt
  • Union Glashütte/Sa., aus dem VEB GUB von den Unternehmern Heinz W. Pfeifer (mittlerweile ausgeschieden) und Alfred Wallner entwickelt.
  • Nautische Instrumente Mühle, Schiffschronometer und Uhren, ebenfalls mit ausschließlich mechanischen Uhren
  • Nomos Glashütte, seit 1990 ebenfalls mit ausschließlich mechanischen Uhren
  • das Bruno Söhnle Uhrenatelier, mit Quarzuhren und nun auch mit mechanischen Uhren
  • Kronsegler, seit 2004
  • Hemess, seit 2007, später C.H.Wolf GmbH, Geschäftsbetrieb im März 2016 eingestellt[7]
  • Tutima seit 2011, Niederlassung Glashütte der bei Bremen in Ganderkesee gelegenen Tutima Uhrenfabrik GmbH
  • Moritz Grossmann GmbH seit 2008

Ein weiterer Meilenstein ist die Ansiedlung der Firma Wempe Chronometerwerke aus Hamburg, welche in der ehemaligen Sternwarte in Zusammenarbeit mit den thüringischen und sächsischen Landesämtern für Mess- und Eichwesen die einzige Prüfstelle nach deutscher Chronometernorm betreibt und auch eine eigene Uhrenproduktion aufgenommen hat.

Dazu kommen noch einige kleine Spezialfirmen für die Fertigung von Uhrenteilen.

1878–1951 bestand hier die Deutsche Uhrmacherschule Glashütte, diese wurde ab 1951 bis 1992 als Ingenieurschule für Feinwerktechnik fortgeführt. Seit 2008 ist das Gebäude Sitz des Deutschen Uhrenmuseums Glashütte.

Weiteres

 
Glashütte nach dem Hochwasser 1927

Beim Hochwasser 1927 und wieder beim Hochwasser 2002, als das Rückhaltebecken Glashütte brach, erlitt die Stadt schwere Schäden.

Zu DDR-Zeiten war die Grabstätte des an der Grenze getöteten Grenzsoldaten Peter Göring auf dem Friedhof in Glashütte ein Ort feierlicher Zeremonien. Die Stadt erhält und pflegt diese Grabstätte auch nach 1990.

Quelle: Wikipedia vom 08.11.2020

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